Mai 26, 2012

{Rezension:} Der Geschmack von Apfelkernen von Katharina Hagena

"Der Geschmack von Apfelkernen" stand schon ewig lange auf meiner Wunschliste und nachdem ich es als Hardcover für einen sagenhaften, günstigen Preis bei booklooker gesehen habe, habe ich es kurz darauf auch schon bestellt. Das Buch kam in einer spitzen Qualität bei mir zuhause an und man hätte meinen können, es wäre neu!


Klappentext:
Als Bertha stirbt, erbt Iris das Haus. Nach vielen Jahren steht Iris wieder im alten Haus der Großmutter, wo sie als Kind in den Sommerferien mit ihrer Kusine Verkleiden spielte. Sie streift durch die Zimmer und den Garten, eine aus der Zeit gefallene Welt, in der rote Johannisbeeren über Nacht weiß und als konservierte Tränen eingekocht werden, in der ein Baum gleich zwei Mal blüht, Dörfer verschwinden und Frauen aus ihren Fingern Funken schütteln. Doch der Garten ist inzwischen verwildert. Nachdem Bertha vom Apfelbaum gefallen war, wurde sie erst zerstreut, dann vergesslich, und schließlich erkannte sie nichts mehr wieder, nicht einmal ihre drei Töchter. Iris bleibt eine Woche allein im Haus. Sie weiß nicht, ob sie es überhaupt behalten will. Sie schwimmt in einem schwarzen See, bekommt Besuch, küsst den Bruder einer früheren Freundin und streicht eine Wand an. Während sie von Zimmer zu Zimmer läuft, tastet sie sich durch ihre eigenen Erinnerungen und ihr eigenes Vergessen: Was tat ihr Großvater wirklich, bevor er in den Krieg ging? Welche Männer liebten Berthas Töchter? Wer aß seinen Apfel mitsamt den Kernen? Schließlich gelangt Iris zu jener Nacht, in der ihre Kusine Rosmarie den schrecklichen Unfall hatte: Was machte Rosmarie auf dem Dach des Wintergartens? Und was wollte sie Iris noch sagen? Iris ahnt, dass es verschiedene Spielarten des Vergessens gibt. Und das Erinnern ist nur eine davon.

Und ich stellte fest, dass nicht nur das Vergessen eine Form des Erinnerns war, sondern auch das Erinnern eine Form des Vergessens. (Seite 169) 


Meine Meinung:
Das Buch interessierte mich vorerst aufgrund des toll klingenden Titel. Der Geschmack von Apfelkernen - Das klingt zumindest in meinen Ohren einfach absolut traumhaft und idylisch, vielleicht auch ein bisschen zart und bitter. Auch das Cover finde ich wunderschön gestaltet und auch ohne Schutzumschlag strahlt das Buch in einem eleganten Dunkelrot.

Ich muss sagen, die erste Hälfte der Geschichte in Bezug auf den Inhalt fand ich eher langatmig. Die Geschichte kommt nur sehr schwer in Fahrt und besonders am Anfang hatte ich wenig Lust und Motivation weiter zu lesen. Ich konnte mich wirklich überhaupt nicht in die Hauptprotagonistin Iris hineinversetzen. Vielleicht liegt das auf der einen Seite daran, dass es bei dieser Geschichte eben um Trauer und die Verarbeitung des Todes eines nahe stehenden Menschen geht und ich so einen Tod einfach noch nicht erlebt habe, da ich einfach entweder zu jung war, um so etwas zu verstehen oder aber mich nichts mit diesen Menschen verbunden hat. Auf der anderen Seite kamen mir einige Gedanken und Handlung von Iris, die nichts mit der Trauer zu tun haben, einfach suspekt vor und ich einige ihrer Handlungen einfach nicht nachvollziehen konnte. Auch die Familienmitglieder verwirrten mich teilweise sehr, da Iris sich an die Vergangenheit erinnert und teilweise auch Dinge beschrieb, die ihre Großmutter ihr erzählte. Es war also die Rede von Tanten, Schwester, Cousinen, Väter und Großväter und ich verlor teilweise den Überblick und hatte das Gefühl direkt am Anfang mit zu vielen Menschen konfrontiert zu werden.
Ab der Hälfte des Buches ging es dann aber und auch mein Lesetempo wurde etwas rascher. Die Handlung wurde etwas interessanter. Man erfuhr mehr über die Familie und ich wusste dann auch endlich von wem die Rede war und hab mich nicht dauernd gefragt wessen Cousine und wessen Tante das nun ist. Die Geschichten und Erinnerungen wurden teilweise intimer und spannender und auch der Protagonist Max trug deutlich dazu bei.

Der Schreibstil der Autorin Katharina Hagena hat mir sehr gut gefallen. Mit ihrer poetischen Sprache voller Tiefsinn hat sie mich wirklich wunderbar verzaubert. Und ich muss sagen, ich habe selten Bücher von Autoren gelesen, vor allem in Zeiten der Unterhaltungsliteratur, die solch einen wundervollen Schreibstil besitzen.


Wisst ihr, es gibt drei Dinge, auf die man unentwegt gucken kann, ohne ihrer überdrüssig zu werden. Das eine ist Wasser. Das andere ist Feuer. Und das Dritte ist das Unglück anderer Leute. (Seite 165)

Fazit:
Insgesamt muss ich trotzdem sagen, dass ich mir einfach mehr von diesem Roman erhofft habe.
Inhaltlich hat das Buch meiner Meinung nach nicht viel zu bieten. Die Geschichte ist für mich persönlich zu langatmig und teilweise auch zu ereignislos. Ich konnte mich nicht richtig in die Protagonistin einfühlen und es war für mich eher ein Buch, welches ich einmal lese und ins Regal stelle. Die tolle Aufmachung, der schöne Titel und auch der absolut traumhafte Schreibstil der Autorin machen zwar vieles wett, aber über den Inhalt kommen sie doch nicht drum herum. Trotzdem kann ich mir sehr gut vorstellen, dass dieses Buch auch hilfreich sein kann für Menschen, die jemanden verloren haben und trauern.



Film:
Zufälligerweise habe ich auch erfahren, dass dieser Roman in diesem Jahr noch verfilmt wird. Auch stehen einige Schauspieler schon fest und natürlich auch die Filmproduktionsfirma. Die Dreharbeiten haben bereits Anfang Mai in Schleswig-Holstein begonnen und werden dann in weiteren Städten Deutschlands fort gesetzt. Genauere Informationen, wie Datum oder Filmfotos weiß ich allerdings noch nicht und ob ich mir den Film überhaupt anschauen werde, werde ich wohl ganz spontan entscheiden.

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