Dezember 28, 2013

{Rezension} Ich und Monsieur Roger von Marie-Renée Lavoie


Kurbeschreibung: Hélène ist klein, zart, acht Jahre alt, nennt sich Joe und behauptet, zehn zu sein, damit sie den Job als Zeitungsausträgerin bekommt. Umgeben von drei Schwestern, einem Vater, der das Leben nur als melancholischer Trinker erträgt, und einer Mutter, die sich mit drakonischer Strenge panzert, ist Joe manchmal etwas einsam, ganz wie Roger, der plötzlich im Garten des Nachbarhauses steht und flucht. Roger ist achtzig, ein begnadeter Grantler, dessen Flüche mit jeder Flasche Bier phantastischer werden. Wie Joe den lebensmüden Roger ins Leben zurückholt und er zum Schutzpatron dieses empfindsamen Mädchens wird, beschreibt Marie-Renée Lavoie aus Kanada mit viel Witz und Poesie.

Meine Meinung: 
Der Roman ist aus der Perspektive der achtjährigen Helene geschrieben und zieht sich schließlich über den größten Teil ihrer Kindheit hinweg bis zu ihrem - ich glaube -17. Lebensjahr. Aber schon am Anfang ist bemerkbar, dass Helene nicht wie ein achtjähriges Kind ist und spricht und wirkt einerseits in den meisten Situationen ihrer Zeit um Längen voraus, andererseits wirkt sie manchmal etwas naiv, was nicht zuletzt durch ihre Anhänglichkeit zu der Zeichentrickfigur Oscar verursacht wird. Trotzdem würde ich sagen, dass das Buch grundsätzlich nicht kindlich ist, trotz Helenes Perspektive und es scheint einem möglicherweise anfangs etwas schwer zu fallen, die meist sehr erwachsenen und intelligenten Gedanken der Helene mit ihrem angegebenen Alter zu verknüpfen, doch auch daran fand ich nach kurzer Zeit Gefallen und Witz. Grundsätzlich gefällt mir Lavoies Schreibart sehr, sehr gut. Die Autorin schreibt mit großem Einfühlungsvermögen auf eine ganz leichte und lockere Art, die noch einmal gestärkt wird durch die passenden humorvollen Passagen mit Roger, welcher mit seinen Auftritten dafür gerade richtig kommt.

Insgesamt gefallen mir auch die Figuren sehr gut. Während man anfangs noch einige Eigenschaften von bestimmten Figuren merkwürdig findet, werden die Figuren im Laufe des Romans immer facettenreicher und aufschlussreich. Vor allem die Hauptfigur Helene gefällt mir dabei sehr gut, da sie eine ganz klare Botschaft für den Leser bereithält. Helene ist zufrieden mit ihrem Leben. Obwohl es in ihrer Familie durchaus einige Komplikationen gibt, welche sie immer und immer wieder versucht zu beheben und dann auch merkt, dass sie als Kind dagegen einfach nicht ankommt, gibt sie sich zufrieden mit ihrem Leben und hält zu ihrer Familie, macht das Beste aus ihrer Situation und erfreut sich an den kleinen Dingen, die letztendlich für alles entscheidend sind. Alles andere, so die Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder oder auch die Freundschaft zwischen Helene und Roger, rückt dabei gerade zu in den Hintergrund, um die Botschaft des Romans und das, was gerade Helene immer wieder verdeutlicht, in den Vordergrund zu rücken.


Lavoies Debüt Ich und Monsier Roger war insgesamt ein sehr berührender und nachdenklicher Roman, welcher durchaus viele Wahrheiten über das Leben bereithält und viel Stoff zum Nachdenken über das eigene Leben bietet und es gibt einem die Möglichkeit über das nachzudenken, was man wirklich braucht im Leben um glücklich und zufrieden zu sein.

Ich bedanke mich ganz herzlichst für das wunderschöne Rezensionsexemplar und die genussvollen Lesestunden beim Hanser Berlin.

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