Februar 23, 2014

{Rezension} Verstand und Gefühl von Jane Austen / Lovelybooks Klassiker der Weltliteratur

Nachdem ich Emma vor einigen Jahren las und natürlich auch Stolz und Vorurteil bereits einige Male verschlungen hatte, war ich sehr gespannt auf dieses weitere Werk der Jane Austen und war sehr glücklich darüber, es im Rahmen der Lovelybooks Klassiker lesen zu dürfen. Verstand und Gefühl gehört wohl zu den berühmtesten Klassikern der englischen Literatur und ebenfalls wie Stolz und Vorurteil zu den frühen Werken Austens, welche sich mit noch nicht einmal zwanzig Jahren um das Jahr 1795 verfasste. Veröffentlicht wurde der Roman jedoch erst 1811.

Im Mittelpunkt des Romans stehen die beiden Schwestern Elinor und Marianne Dashwood, die verschiedener wohl nicht sein können und dessen Charakter bereits im Romantitel angedeutet werden - Elinor, der Verstand, eine junge kühle, intelligente und meist zurückhaltende Frau und Marianne, das Gefühl, welche sich durch ihre offene, intuitive Art auszeichnet. Der Roman nimmt seinen Lauf mit dem Tod des Vaters, woraufhin die beiden Schwestern zusammen mit ihrer Mutter und einer weiteren jüngeren Schwester das eigene Zuhause verlassen müssen, da ein Stiefbruder das Anwesen erbt und für sich beansprucht. Die Familie zieht in ein Cottage, welches herzliche Bekannte für sie bereitstellen und finden sogleich Freunde, die sie willkommen in dem neuen Ort aufnehmen.
Ein Hauptaspekt des Romans ist - wie eigentlich immer in Austens Werken - das Bestreben nach Heirat, die den Schwestern eine finanzielle Absicherung, Ansehen und eine höhere Stellung in der Gesellschaft bieten soll. Wie so oft befinden sich die Protagonisten in einem Konflikt zwischen ihrem Verstand, den allgemeinen Erwartungen der Gesellschaft und ihrem Herzen, ihren wahren Gefühlen, die sich so einfach nicht abschalten sollen.




Während man anfangs das Gefühl hat, die beiden ergänzen sich mit ihren Gegensätzen perfekt, wünscht man sich im Laufe des Romans, dass eine Schwester der jeweils anderen doch ein wenig von ihrem Wesenszug abgeben könnte und genau darin liegt die Ironie und der Witz, ja manchmal sogar etwas Tragik, welche Jane Austen gekonnt und mit Leichtigkeit ausübt. Und genau dieser Stil ist es, der mich bei Jane Austens Werken immer wieder so mitreißt. Die Leichtigkeit, die trotzdem eine solch überragende Ausdrucksstärke zum Vorschein bringt. Doch trotz dieses großen Unterschieds gibt es auch Gemeinsamkeiten, welche sich im Laufe des Romans heraus kristallisieren und welche die beiden so stark und unzertrennlich machen. Sie beide sind klug, gutmütig, gut erzogen und vor allem stolz, was auch ihren Mitmenschen nicht unbemerkt bleibt.
Grundsätzlich konnte ich mich sehr gut in die Schwestern hineinversetzen, trotz der noch leicht altertümlichen Sprach und auch trotz der 200 Jahre, die zwischen uns liegen und auch das ist es, womit mich Jane Austen immer wieder begeistern kann. Man fühlt mit Elinor und Marianne, man hofft mit ihnen, man bangt mit ihnen und schaut für kurze Zeit durch ihre Augen und erlebt ein wenig von der englischen Gesellschaft der damaligen Zeit, die vielschichtig, manchmal schockierend, durchaus aber auch positiv geschildert wird und vor allem sehr, sehr authentisch.
Jane Austen kombiniert auch hier wieder Geheimnisse aus der Vergangenheit aller Personen mit Intrigen, Missverständnissen und Gefühlen der Gegenwart und lässt bis zum Ende hin Überraschungen zu, die schließlich doch wie in allen Jane Austen Romanen zu einem überglücklichen Ende führen, die den Leser traurig und glücklich zugleich hinterlassen. Glücklich und froh darüber, dass für die Dashwood-Schwester letztendlich doch noch alles gut gegangen ist und traurig darüber, die letzte Seite eines weiteren Austen-Roman umblättern zu müssen.

Alles in einem kann ich auch diesen Austen-Roman wieder einmal in höchsten Tönen loben und ich möchte ihn vor allem jüngeren Lesern empfehlen, welche sie vielleicht noch nicht so ganz an einen Klassikern ranwagen. Greift zu bei diesem Buch! Mich persönlich hat der Roman dazu bewegt, noch weiteres der Autorin lesen zu wollen und so findet Jane Austen auch für mich noch lange kein Ende.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen